#WAJ40 Neurodiversität und pädagogischer Umgang

Maritt Merfort ist Studienleiterin für Inklusion im AKD. Im Gespräch klärt sie worum es sich bei Neurodiversität handelt und erzählt von der Veranstaltungsreihe die sie gemeinsam mit der Fachstelle für Inklusion in Brandenburg und Frank Feuerschütz zu diesem Thema durchführt.

Dabei werden auch Grundfragen des pädagogischen Umgangs mit neurodivergenten Menschen angesprochen und die auch das grundsätzliche Verständnis von Inklusion in der praktischen Arbeit findet im Gespräch seinen Platz.

Fachstelle für Inklusion

Veranstaltung zu Neurodiversität

Ein Gedanke zu „#WAJ40 Neurodiversität und pädagogischer Umgang

  1. Neurodivergenz ist ein Überbegriff, der eine Vielzahl von neurologischen Unterschieden umfassen kann und soll bestimmte Diagnose oder Bedingung vermeiden. Der Begriff soll die medizinischen Fachbegriffe wie „Störungen“ oder „Krankheiten“ vermeiden bzw. wird dieser aus Perspektive der Neurodivergenz-Vertreter als kritisch gesehen. Der Begriff an auch in den sozialpädagogischen sowie wissenschaftlichen Kontexten umstritten, daher gibt es viele Kritikpunkte an dieser Bewegung:
    – Verwischung des Begriffs und individuelle Erfahrungen, Störungen u. Krankheiten treten in den Hintergrund bzw. spielen keine Rolle bei der Individualität
    – Unterschiede verschwimmen, damit gibt es keine klare Abgrenzung zu „neurotypischen“ Grenzen
    – neurotypisch als Definition „normal“ geltend, neurodivergent oft zu simpel
    – als dichotome Sichtweise wo viele Übergangsformen zw. beiden Zuständen werden übersehen
    – Idee „neurotypisch“ als Darstellung des idealen Modells –> erhöht den (Leidens-)Druck für neurodivergente Menschen in vermeintlich „normale“ Welt einzufügen
    – Kritik v. medizinischen/ psychologischen Experten Begriff N. gibt keine Anerkennung v. Herausforderungen u. einzelnen Bedürfnissen
    – Argument: erhebliche Schwierigkeiten im Alltag, weil „Diversity“ keine vollständige Erfassung ergibt –> Bsp: Autisten/ ADHSler bekommen nicht genug pädagogische Unterstützung, weil „Diversität“ nicht genug definiert
    – zunehmende Kommerzialisierung des Begriffs –> Unternehmen/ Institutionen wollen sich inklusiver/ fortschrittliche präsentieren, ohne echte Änderungen vorzunehmen, die den Bedürfnissen neurodivergenter Menschen gerecht werden
    – Gefahr: oberflächlichen „Marketingstrategie“ wie bei Diversity ohne klaren Adressaten zugrundeliegender sozialen/struktureller Probleme
    – potentielle Missverständnisse/ Fehlinterpretationenm bei Bürgern ohne tiefere Kenntnis, bei Normalisierung/ Akzeptanz des Begriffs N. werden neurobiol. Unterschiede nicht mehr verbunden/ Minimierung/Ignoranz der Herauforderungen/ Bedürfnisse
    – fehlende Einbeziehung v. Betroffenen mit schwereren Formen neurologischer Störungen
    – Begriff berücksichtigtnicht genug, bei schwerwiegenden neurologische od. psychischen Erkrankungen benötigt stärkere Unterstützung

    Zusammenfassend:
    – Begriff „Neurodivergenz“ kann die Realität der
    Betroffenen nicht vollständig erfassen
    – eher ablenkend als hilfreich
    – der ganze Spektrum kann mit einem Begriff nicht erklärt werden

    Neurodivergenz ist auch nicht das alte ADHS, auch wenn es überspitzt gesagt wurde. Kinder können erschwert mit dem Begriff N. nicht wirklich klar erfasst werden, da im konkreten Kontext keiner weiß, wovon die Rede ist. Pädagogen benötigen in der Praxis keine schwammigen Begriffe, sondern klarere Leitlinien und Erkenntnisse z.B. die Störung/ Krankheit (aus mediz. Sicht) beim Betroffenen besser zu unterstützen!

    Ergänzend ist es wichtig zu sagen: Ehrenamtliche in der Kinder-und Jugendarbeit können nicht mit seelisch/körperlich behinderten Kindern alleine gelassen werden! Kurzzeitige Schulungen sind vielleicht etwas hilfreich, jedoch integrative Fachkräfte sind besser qualifiziert zur Betreuung von diesen speziellen Kindern.
    Inklusion ist eine Utopie es selbst gesagt wurde, weder Geld noch ausreichend qualifizierte Mitarbeiter sind vorhanden! Immer mehr „neurodivergente“ Kinder werden in den Regelschulen beschult, doch diese gehen meist in die Hose, da es kein ausreichendes Personal und Budget gibt. Die Utopie ist als Theorie da, jedoch wurden/ werden sonderpädagogische Schulen geschlossen, d.h. wir haben Kinder im Regelsystem der Schulen die ggf. andere/ sich selbst gefährden und diese Umgebungen können größtenteils gar nicht an Sie angepasst werden (oder umgekehrt). Eigentlich sagen mir Kollegen/-innen das die utopische Theorie der Inklusion, um inklusiver zu sein eine einzigartiges gesamtgesellschaftliches Experiment ist, das wir unseren Kindern regelmäßig antun, doch zu welchem Preis? Und was ist mit den „neurotypischen“ Kindern? Inklusiv für alle? Besser aus der Perspektive Integration für alle denken.

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